Vorwort:

Warum gemischte Gefühle? Albanien ist ein sehr schönes Land. Schöne Strände, wilde Küsten, aufstrebende Städte und sehr freundliche Menschen. Sehr tolerant! Die AlbanerInnen erzählen voller Stolz, dass hier viele Religionen friedlich nebeneinander leben und sind sehr stolz auf Ihr Land. Tolle Restaurants, gutes, sehr günstiges Essen. Also alles sehr positiv!
Man sieht und spürt aber auch noch die Vergangenheit, vor allem, wenn man die zahlreichen Bunker (angeblich waren es bis zu 200.000) sieht, mitten in der FUZO, vor der Marina, an den Küsten. Auch in den Seekarten sind noch etliche Warnungen vor früheren Minenfeldern.
Aus der Segler-Sicht ist es etwas schwieriger. Zum einen hat man es mit sehr langen Schlägen zu tun, bei denen man wenig Schutz findet, es gibt de facto kaum Buchten. Anlegen kann man nur in den 4 Häfen und der Marina Orikumit. Die Häfen sind nicht für Sportboote ausgerichtet.
Zum Ein- und Ausklarieren muss man „Agenten“ bezahlen und immer genau angeben wohin man mit dem Boot fährt.
Selbst wenn in Zukunft neue Marinas entstehen, fehlt es an Inseln und Buchten, die das Segeln in Kroatien und Griechenland so interessant machen. Zudem haben uns die Ausläufer des Mittelmeer Hurricans in Griechenland getroffen und uns ein paar harte Schläge und ungeplante Ruhezeiten beschert.
Nichts desto Trotz, Albanien ist eine Reise wert! Falls wir wiederkommen jedoch auf dem Landweg!

22.09.: Sarande

Bald in der Früh stehe ich beim Hafenkapitän in Korfu und klariere aus. Lesen kann man die wohl zig-fach kopieren Formulare nicht mehr, aber wird schon passen.
Der Schlag nach Sarande, Albanien ist kurz. An der virtuellen Grenze hissen wir die albanische und die gelbe Flagge.
Wir funken „Port Control“ an und bekommen die Erlaubnis einzulaufen. Bis der Agent uns einklariert hat dürfen wir das Hafengelände nicht verlassen (€ 40,– für den Agenten, € 20,– pro Nacht für den Hafen).

Vor 6 Jahren habe ich Patrick und Jenya in Thailand kennen gelernt. Gestern sind wir per Facebook zufällig drauf gekommen, dass Patrick in Albanien ist. Kurzerhand treffen wir uns. Patrick macht Fotos von der einlaufenden Aloha. Den Abend verbringen wir gemeinsam mit Patrick und Freunden (tw. aus Albanien).

Sie Segelyacht „A“ verfolgt uns, sie legt nach uns in Sarande an. Wie wir erfahren zum Tanken, wie schon letzten Monat.
Angeblich darf sie hier steuerfrei tanken. Jeder normale Albaner zahlt für den Sprit in etwa den gleichen Betrag wie wir. A bekommt, wenn das stimmt, Rabatt. Zudem haben beim letzten Mal tanken (500.000 Liter), laut Erzählungen von Albanern, 40 Tankwagen die Stadt zwei Tage „lahm gelegt“. Wir lernen ein Mitglied der 64-köpfigen Crew kennen, einen jungen Engländer, den „Watersports Instructor“! 🙂

23.09.: Himare

Bald in der Früh legen wir ab und besuchen die schönen Ksamil Inseln etwas südlich von Sarande.
Danach machen wir uns auf den Weg nach Himare, am Weg dort hin besuchen wir Palermo Bay, wo sich das Ali Pasha Fort befindet.
Als wir die Bucht schon wieder verlassen wollen, Sirene und Blaulich! Nein, ich bin nicht zu schnell gefahren!
Eine Kontrolle der Marine, die alles von uns wissen will. Um 21:30 läutet auch noch mein Handy: der Agent von Sarande. Die Marine hat auch ihn angerufen und will wissen wo wir sind! Das entspricht nicht der gewohnten Freiheit von HR und GR!
In Himare ankern wir, besuchen den Ort und essen sehr gut und günstig.
Andere Segelboote treffen wir nicht, dies wird auch die weiteren Tage (außer in der Marina Orikumit) so bleiben.

24.09.: Orikum und Vlore

In der Früh starten wir Richtung Orikum, der einzigen Marina in Albanien. Der Wind wird immer stärker und insbesondere beim Kap vor Vlore und in der Bucht sind es bis 35 Knoten.
In der kleinen, vollen Marina bekommen wir nur einen provisorischen Platz an der Seite einer großen Motoryacht. Aber der Skipper, der Marinero und der Manager der Marina sind alle sehr nett und hilfsbereit.
Die Marina wurde vor 20 Jahren von den Italienern gebaut und könnte viel mehr Schiffen Platz bieten, es fehlen die Schwimmstege.
Die vorhandenen Plätze sind alle gut mit Moorings, Strom und Wasser ausgestattet. Die zwei großen Gebäude stehen bis auf das Verwaltungsbüro leer, Serviceeinrichtungen gibt es keine.
Eine der Yachten gehört Frank, ein sehr netter Deutscher, der gerade von seiner zweiten Atlantikrunde zurück kommt. Begleitet wird Frank nur von „Don Carlos“ seinem Kater. Frank will nach Lignano in die Trockenmarina, wo er sein Schiff klar machenn will. In einem Jahr möchte er nach Südamerika. Frank ist 79,5 Jahre alt!
Laut Wetterbericht sollen wir 3 Tage hier fest sitzen, für den dritten Tag sieht es etwas besser aus und wir wollen starten!

Am 27.09. um 06.00 Uhr früh legen wir guten Mutes nach Dürres ab. 65sm.
Nach 25 sm geht´s nicht mehr. 4 Meter hohe Wellen, über 30 Knoten Wind von schräg vorne, die Kombination ist zuviel für uns, vor allem die Wellen bringen uns an die Grenzen. Wir drehen um! 20 sm zurück in den schützenden Hafen. Um 16:00 erreichen wir Vlore, die Stadt haben wir schon von Orikum mit dem Taxi besucht. Wir legen im „Grossschifffahrtshafen“ neben einer andere SY an. Warum gibts keine Fotos davon? Ganz ehrlich: weil wir da immer beide Hände voll zu tun haben ;-).
Nächsten Tag soll das Wetter besser sein!

28.09.: Dürres

Wir starten um 04:00 bei Finsternis, aber leichtem Mondschein. Bald ziehen wir die Segel auf!
60sm! Guter Wind, tw. stark, bis 25 Knoten, reffen, Segel setzen, wieder reffen.
Aber Wind und Welle sind beherschbar! Wir schaffen es heute! 60sm! Wir legen im Grosshafen in Dürres an.
Wir sind „total fertig“, aber erleichtert.
Wieder müssen wir einen Agenten zahlen für die „Harbour Clearance“.
Check In € 40,–
pro Kalendertag € 10,– (Liegeplatz für Grossschiffe, kein Wasser, kein Strom)
Check out € 20,–

Am Abend gehen wir nobel (!!!) essen: 2x Vorspeise, 2x Hauptspeise, 1 Fl. Wein, Bier, Gedeck: € 27,–
Das passt nicht zusammen. Ein Segelboot wird wie ein Tanker behandelt.
Wir fallen um 20.30 „tot“ in die Koje und schlafen 12h durch.

Am nächsten Tag reinigen wir das Schiff, fahren mit den Rädern in die Stadt, besuchen ein paar Sehenswürdigkeiten und gehen wieder gut und günstig essen.

Laut Wetterbericht müssen wir noch einen Tag bleiben, dann sieht es gut aus.
Wir planen am Montag 01.10. in Dürres und Albanien auszuklarieren, um 04.00 zu starten, und direkt nach Bar in Montenegro zu segeln!

Albanien ist eine Reise wert. Vielleicht kommen wir wieder. Aber nicht mehr mit dem Segelboot.